Musik als Trinitätssymbol

Ausgangspunkt der vorliegenden Studie ist die frühneuzeitliche Konzeption, daß der senarische Dreiklang ein Trinitätssymbol darstelle. Diese Vorgabe erfährt in zweifacher Richtung eine systematische Vertiefung: Es kommt erstens zu einer Rezeption der pythagoreischen Numeralästhetik, deren Bezug zu musikalischen Elementarintervallen in den letzten Jahren vor allem vom Wiener «Institut für harmonikale Grundlagenforschung» empirisch verifiziert wurde. Um die Aktions-Immanenz jener Intervalle als binnendifferenzierten Identitätsprozeß verstehen zu können, wird zweitens der trinitätsmetaphysische Integrationshorizont rekonstruiert, welchem bei Neuplatonikern (Proklos, Dionysius Areopagita), bei Augustinus und bei mittelalterlichen Denkern (Bonaventura, Thomas v. Aquin, Cusanus) eine ontohermeneutische Bedeutsamkeit zukommt. Die Kurzformel der 'In-ek-kon-sistenz', welche sich in den problemgeschichtlichen Recherchen ergibt, dient schließlich als heuristisches Prinzip dazu, 'allgemeine' Seinslehre und 'spezielle' Musiktheorie miteinander zu verschmelzen. Das Insgesamt der musikalischen Grundstrukturen läßt sich von daher als ein «archetypisches» Geflecht analogischer Triadizität erläutern. Diese zeigt sich auf originäre Weise im o.g. senarischen Dreiklang (in der internen Bezogenheit von Oktave, Quinte und gedoppelter Terz), sie wird jedoch auch in den beiden Dreiklangs-Derivaten sichtbar: in der Diatonik (welche sich in Tonika, Dominante und Subdominante ausbildet) wie auch in der Chromatik (welche sich aus dem Zusammenwirken des Senarischen und Diatonischen ergibt). Der in-ek-kon-sistenziale Vollzug läßt sich sogar noch im Ineinander von (vorindividueller) Harmonik (individueller) Melodik und (überindividueller) Polyphonie eruieren. Diese Studie stellt, so besehen, eine ontologisierende «Grammatik» musikalischer Grundstrukturen dar. Sie macht auf die Wirklichkeitsbedeutung des (in unserer Zeit weithin verloren geglaubten) Harmonie-Konzeptes aufmerksam. Auf distinkt-kompositive Weise erläutert sie dasjenige, was 'Tonalität' überhaupt ist. A-tonales Komponieren wie auch das darin zum Ausdruck kommende seins- und trinitätsvergessene Selbst- und Weltverständnis werden von daher in Frage gestellt.

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Artikelnummer 9783820415445
Produkttyp Buch
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Einband Kartonierter Einband (Kt)
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Autor Schadel, Erwin
Verlag Lang, Peter GmbH
Weight 0,0
Erscheinungsjahr 1994
Seitenangabe 464
Sprache ger
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