Novelle und Erregung

Zu den avanciertesten Vertretern der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur zählt der Schriftsteller und Übersetzer Michael Kleeberg (geb. 1959), der inzwischen vielfach ausgezeichnet wurde und eine breitere Leserschaft gefunden hat. In seinem Schaffen nimmt die Novelle "Barfuß" aus dem Jahre 1995 eine Schlüsselstellung ein, da sie wesentliche Leitmotive von Kleebergs Prosawerk in vieldeutiger Weise einführt. Ihre Handlung ist zu lesen als Transformationsprozess, als Geschichte einer Neurose, einer gescheiterten Triebsublimierung, als S/M- und Fetischdichtung, als (scheiternde) Künstlernovelle oder als blasphemisch gewendete Christusallegorie. In der nun vorliegenden, ersten größeren Monographie über Michael Kleeberg wird "Barfuß" detailliert untersucht und zugleich eine Neuperspektivisierung der Novellengattung vorgenommen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Anspielungshorizont des Textes, der in vielfältiger Weise auf u.a. Boccaccio, die Romantik sowie auf französische Autoren bis hin zu Michel Foucault oder Georges Bataille verweist. Die untersuchten ästhetischen Verfahren der Inversion, Subversion und Transgression korrespondieren dabei mit der inneren Befindlichkeit des Protagonisten dieser "unmoralischen Erzählung", der sich in einem permanenten Ausnahmezustand befindet. Zur Autorin Branka Schaller-Fornoff, geb. 1970 in Rom. Studium der Germanistik, Amerikanistik und Komparatistik an der FU Berlin, Promotion mit einer Arbeit zur Mythenrezeption im Nachkriegstheater. Universitäre Lehrtätigkeit in Breslau, London, Novi Sad und Sofia. Fellow des Zentrums für Staatswissenschaften und Staatspraxis zu Berlin.

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