Und ist ein Fest geworden

Der Zauber der Rilkeschen Gedichte, den Robert Musil mit der Feststellung feierte, Rilke habe »das deutsche Gedicht zum erstenmal vollkommen gemacht«, dieser Zauber ist ungebrochen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Sprache bei Rilke ein tönendes Eigenleben führt, daß sie rauscht, doch nicht um zu berauschen! Sie teilt zugleich ein Weltbild mit, das auch dem Leser von heute noch vieles begreifbar machen kann. Aus dem lyrischen Werk Rilkes werden in diesem Band 33 Gedichte vorgelegt, jedes kommentiert von einem Kenner lyrischen Sprechens, herausgegeben von Marcel Reich-Ranicki, der mit seiner Frankfurter Anthologie das Interpretieren von Gedichten zu einem wahren Lesevergnügen gemacht hat. Neben bekannten Gedichten, die fast schon zu Volksgut geworden sind, wie »Herbsttag«, »Der Panther« und »Liebes-Lied«, stehen weniger bekannte, wie »Die Brandstätte« und »Noch fast gleichgültig ...«. Eines der schönsten Liebesgedichte Rilkes, »An der sonngewohnten Straße«, - eine Feier des Eros -, und sein berühmt gewordener Grabspruch »Rose, oh reiner Widerspruch« sind hier ebenso vertreten wie das durch seine Leichtigkeit und Unbekümmertheit bezaubernde Gedicht »Wilder Rosenbusch« und jenes Jahrhundertgedicht »Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort«, das den Zweifel an der Herrschaft der Menschen über die Dinge in Bilder faßt.

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