Theaterwahnsinn

Claus Peymann ist eine »lebende Legende« des deutschsprachigen Theaters. Seit fast 60 Jahren prägt er das, was wir heute unter Theater verstehen - als Regisseur, als Intendant, als öffentliche Stimme, die keinen Konflikt und keine Auseinandersetzung fürchtet. Wie kein anderer Regisseur hatte er über Jahrzehnte eine enge Arbeitsbeziehung mit großen Autoren wie Peter Handke, Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek, Peter Turrini, Hans Henny Jahnn, Christoph Ransmayr, Gerlind Reinshagen, Botho Strauß, Heiner Müller, Thomas Brasch - ebenso wie mit den besten Schauspielerinnen und Schauspielern seiner Zeit. Seit der Uraufführung 1966 von Peter Handkes »Publikumsbeschimpfung« in Frankfurt, die als Beginn einer neuen Zeitrechnung im deutschsprachigen Theater gilt, ist Theater für Claus Peymann nicht nur Kunst und Handwerk, sondern immer auch ein Ort der politischen Stellungnahme und Provokation, der humanen Utopie und des radikalen Widerstands gegen öffentliche Lügen, Kunstfeindlichkeit und altes und neues Spießertum. Dass Claus Peymann bis heute nichts von seiner mitreißenden Energie, seiner Leidenschaft für die Magie des Theaters und seiner rhetorischen Brillanz verloren hat, zeigt er in den Gesprächen, die er für dieses Buch mit der renommierten Theaterkritikerin Christine Dössel geführt hat. Sichtbar wird so eine ganze Epoche deutscher Kulturgeschichte, die uns nachdrücklich daran erinnert, wie sehr wir das Theater auch heute als Spiegel unseres Lebens und Raum unserer Freiheit benötigen.

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